Bahnhofsgebäude

Vieles hat unser altes Bahnhofsgebäude in seiner über 100jährigen Geschichte erlebt und überdauert: den Großbrand des Jahres 1866, die Kaiserzeit, zwei Weltkriege, die Besatzungszeit ....


"Kaiserin-Elisabeth-Bahn" wurde die Bahnstrecke Linz-Passau genannt. Der Handelsmann Anton Wurmb (Wurm) aus Neumarkt am Hausruck richtete am 30. Dezember 1844 über den k. u. k. oberösterreichischen Landtag an das Kaiserliche Hofamt in Wien das Ansuchen, eine Bahnlinie von Linz über das Eferdinger Becken nach Neumarkt und Schärding bis Passau zu erbauen.

Der Plan, über das Eferdinger Becken zu bauen, wurde allerdings aufgegeben und die Abzweigung in Wels festgelegt. Am 9. August des Jahres 1853 kamen die ersten Beamten der k. u. k. Bahndirektion nach Riedau, um die Trassierung zu planen. Die Vermessungen dauerten einige Jahre. Anfangs war vorgesehen, den Bahnhof in Damm (Tham) unweit des Friedhofes zu bauen. Es sollte der kürzeste Weg von Neumarkt über Stockham (Kallham) gewählt werden. Ein Tunnel war in Stockham vorgesehen. Bald kam man aber von dieser Trasse ab und wählte die Ebene bei Kimpling.

Die Baufirma Klein, Schwarz und Theurer aus Linz beschäftigten 9000 Arbeiter für den Bahnbau im Innviertel. Es wurden Arbeiter aus allen Kronländern (vorwiegend Böhmen) eingesetzt. Die Bauarbeiten erstreckten sich über den Zeitraum von 1856 bis 1860. Riedau sollte Abzweigbahnhof der Bahnstrecke Braunau-Ried im Innkreis werden; daher das große Bahnhofsgebäude. Der Bahnhof erhielt den Doppelnamen "Riedau-Ried".

Für die vielen Bahnarbeiter wurden im Riedauer Schloss und in Gast- und Privathäusern Unterkünfte bereitgestellt. Die Wirtschaft unseres Ortes erhielt dadurch einen beachtlichen Aufschwung. Der Bahnbetrieb wurde am 1. September 1861 mit großer Feierlichkeit und in Anwesenheit des Bahnministers eröffnet. Von den Gästen und der Bevölkerung wurde vor allem der große, hohe Wartesaal bestaunt.

Die Stadt Riedu wollte ebenfalls nicht fern einer Bahnlinie bleiben und erreichte die Konzession für den Bau der Bahnlinie Neumarkt-Ried-Braunau mit Anschluss nach Bayern (Simbach). Bereits am 5. April 1870 konnte der erste Probezug die Strecke Neumarkt-Simbach zurücklegen. Das große Bahnhofsgebäude in Riedau aber verlor damit seine Bedeutung als Abzweigbahnhof. Im Jahre 1882 wurde die "Kaiserin-Elisabeth-Bahn" Hauptverkehrsader im Ost-West-Verkehr des internationalen Schnellzugsverkehrs. Bemerkenswert zum Privatbahnbau um die Jahrhundertwende ist, dass an den Bau einer Lokalbahn ab Riedau bis Engelshartszell (Schiffanschluss) gedacht wurde. Die Strecke sollte über Zell an der Pram, Raab, Enzenkirchen und Kopfing nach Engelhartszell führen.


Das Bahnhofsgebäude musste leider 2003 dem Bahnhofsumbau weichen.